Wie wichtig ist die Rechtschreibung?

Hand aufs Herz: Haben wir nicht alle schon einmal bei der Verballhornung des Deutschen gedacht, mit der deutschen Sprache geht es bergab? Schon im Mittelalter haben sich Schulmeister beschwert, dass ihre Schüler und Schülerinnen nicht mehr wüssten, was korrektes Deutsch sei.

 

Anscheinend hat sich daran nichts geändert – sowohl im Schriftlichen als auch im Mündlichen werden orthografische und stilistische Böcke geschossen. Doch korrekte Orthografie und Grammatik scheinen nicht nur bei Lehrkräften aus der Mode gekommen zu sein. Personalchef*innen von Unternehmen, Behördenchef*innen oder Ausbilder*innen in Handwerksbetrieben beklagen, dass Nachwuchskräfte, Studierende oder Auszubildende immer mehr Fehler beim Schreiben machen.

 

„Aus historischer Perspektive haben Grundschüler mit Gymnasialempfehlung heute einen größeren Wortschatz und flexiblere Ausdrucksmöglichkeiten, während die Sicherheit in der Rechtschreibung eher zurückgegangen ist“, konstatiert Ursula Bredel vom Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Hildesheim im Bericht zur Lage der Deutschen Sprache.

 

„Sprache entwickelt sich. Das ist kein Drama. Das ist ganz natürlich. Ich persönlich bedaure das trotzdem, weil ich natürlich einen anderen ästhetischen Zugang bekommen kann zur Sprache, wenn ich eine klare Vorstellung von korrekter Grammatik habe. Wie will ich sonst Fremdsprachen lernen? Wenn ich gar keinen Unterschied mehr zwischen Präteritum, Imperfekt und Perfekt verstehe, muss ich es dann in den romanischen Sprachen neu lernen. Die nicht mehr ganz korrekte eigene Sprachkompetenz behindert mich dabei, Fremdsprachen zu lernen.“

 

Es stellt sich die Frage: Was wollen, was können, was müssen wir ändern? Die sogenannte Logik-Studie hat die Rechtschreibkompetenz Heranwachsender in einer Langzeituntersuchung zwischen 1984 und 2004 beobachtet und kommt zu dem Ergebnis: „Diejenigen Kinder, die gegen Ende der Kindergartenzeit einen Vorsprung im Bereich der phonologischen Bewusstheit und im Buchstabenwissen aufwiesen, zeigten auch zwei Jahre später beim Lesen und Schreiben bessere Leistungen.“

 

Auszug aus dem Artikel "Sprachverfall und Sprachwandel" von Dorothea Brummerloh / 05.09.2022. Den ganzen Artikel und den Hörtext hören und lesen Sie hier.